Hin und wieder fällt mich die Backlust an, oft genug von hinten und wenn ichs eigentlich grad nicht gebrauchen kann. Weil ich gerade meine Rechnungen zahle, die Wäsche wasche, das Badezimmer putze oder sonst eine jener Tätigkeiten verrichte, die nicht gerade zu meinen Hobbies gehören. Einigermassen wehrlos, weil vom WC-Bürsteli in der einen und einem Lappen in der anderen Hand handicapiert, wurde ich gestern von einer solchen Attacke hinterrücks getroffen und man ahnt: Ich leistete pro forma noch ein bisschen Widerstand und stand dann in nullkommanix in der Küche, wo ich erfreut und beflissen die Bedingungen meiner Kapitulation erfüllte.
Leider fehlte es vorne und hinten an geeigneten Zutaten. Zuwenig Butter, nur grad 2 Eier, keine Zitrone und am schlimmsten: KEINE Schoggi. Habe ich schon erwähnt, dass im Moment, als ich meinen Arbeitsmittelpunkt vom Badezimmer in die Küche verlagerte, mein bislang in den höchsten Tönen schnarchender Assi Rüedu in Halb-Acht-Stellung neben mir stand? Sein kulinarisches Frühwarnsystem ist dermassen perfektioniert, dass es ihn sogar aus der tiefstem REM-Schlafphase wachrüttelt. Und er wäre ja nicht mein Assi, wenn er (wo er nun schon mal wach ist) seine Präferenzen bezüglich der Menüplanung nicht kundtäte. Sehr charmant, den Dienstweg von unten nach oben einhaltend – mit seinem allerallerliebsten Hundeblick. Man ahnt es: Die Konstellation liess mir keine Alternative als Hundeguetsli zu backen.
Ich halte mich nie an ein Rezept – mische einfach alles, was ich grad so vorrätig habe zu einem Teig und backe daraus Guetsli. Diesmal:
Rüedus Cheese-Cookies
Alle Angaben sind ungefähr
2 dl Rindsbouillon aufkochen
1 Tasse Polenta-Mais hineingeben, kurz ziehen lassen
1-2 Tassen Haferkleie hineingeben, darunterrühren, Pfanne beiseite stellen und Inhalt etwas auskühlen lassen
2 Eier
3 EL Rapsöl
100 g Reibkäse
1 Handvoll Rosmarin, fein gehackt, in eine Schüssel geben und mit dem Schwingbesen verrühren
Dann die etwas abgekühlte Polenta-Haferkleiemasse daruntermischen. Soviel Mehl beigeben, bis die Masse kompakt genug ist, um Guetsli zu formen. Backofen (wenn möglich Umluft) auf 200 Grad vorheizen. Etwas Mehl auf die Arbeitsfläche geben und portionenweise ca. 3 cm dicke Rollen formen, diese in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Die Scheiben werden beim Schneiden oval, aber das ist egal. Guetsli auf ein mit Backtrennfolie belegtes Blech legen. Backen ca. 10-15 Minuten (bis die Guetsli golden sind) bei 200 Grad, dann ein Holzstäbchen in die Backofentüre klemmen und die Temperatur auf 120 Grad reduzieren. Ca. 45 Minuten backen, bis die Guetsli nicht mehr weich sind. Auf einem Gitter auskühlen lassen.
Übrigens: Die beiden wunderbaren Hunde meiner Redaktionskolleginnen Martina und Julia erhalten natürlich auch wieder ein Probiererli. UND: Ich mag die Guetsli auch, gestern haben Rüedu und ich in innigem Einvernehmen gemeinsam von den noch lauwarmen Cookies genascht. Und einmal mehr kann ich bestätigen: Es gibts nichts bindungsförderndes als gemeinsam zu essen. Eine Maxime, die meines Erachtens für Zwei- und Vierbeiner Gültigkeit hat.
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